Eines der Felder, in denen ich am meisten mit Kundenhunden arbeite, ist die Reaktivität zu verschiedensten Reizen. Der eine Hund reagiert auf andere entgegen kommende Artgenossen, ein anderer auf Menschen, die ihn berühren möchten. Es kann uns manchmal zur Verzweiflung bringen, wenn wir uns mit unserem Hund in der Öffentlichkeit aufhalten und dieser bellt alles und jeden an, der ihm entgegen kommt. Einige denken sich jetzt möglicherweise: wenn es nur beim Bellen bleiben würde...
Ich höre es tagtäglich: Da muss man sich aber schon mal richtig durchsetzen, das DARF man dem Hund auf gar keinen Fall durchgehen lassen. Da dies leider in den allermeisten Fällen zu den genau falschen Verhaltensweisen von uns Menschen und als Resultat zu noch schlimmeren Verhaltensweisen beim Hund führt, möchte ich Euch gerne einfach mal erklären, warum unsere Hunde sich überhaupt so verhalten. Und um dies zu tun, müssen wir uns erst einmal anschauen, was da im Hirn unserer Hunde passiert.
Es gibt einen Bereich im Gehirn unserer Hunde, der eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Verarbeitung von Angst und Bedrohung spielt. Es handelt sich um den Mandelkern, die Amygdala. Nehmen wir uns nun mal das Beispiel eines Hundes, der an der Leine bellt und tobt, wenn er einen Artgenossen sieht. Möglicherweise hat dieser Hund schon einmal eine schlechte Erfahrung gemacht oder wurde sogar bereits gebissen. Er sieht nun diesen Artgenossen und die Amygdala meldet: „Achtung Gefahr! Anderer Hund!“ Unser Hund wird daraufhin gerne mehr Distanz haben wollen, also der Gefahr entgehen. Er hat nun aber schon gelernt, dass uns Menschen das nicht immer auffällt, wenn er sich unwohl fühlt und wir ihn viel zu nah an dem anderen Hund vorbei führen wollen oder vielleicht sogar Kontakt zulassen. Eigentlich möchte unser Hund eher raus aus der Situation, aber wir ziehen ihn an der Leine näher ran. Mist! Diese Strategie funktioniert also nicht. Wenn unsere Hunde selber keine Distanz machen können, könnte ja aber der andere das tun. Und ganz schnell haben wir uns eine Leinen- “Aggression“ antrainiert, denn was in fast allen Fällen dazu führt, dass unser Hund mehr Distanz bekommt ist Rambazamba an der Leine. Der andere Hundeführer erschreckt sich und macht den gewünschten Bogen und das eigene Herrchen und / oder Frauchen sind peinlich berührt und gehen auch schnell raus aus der Situation. Und unser Hund speichert ab „Prima! So geht’s also!“. Und auch wenn es sich nicht um Angst handelt, werden die anderen Emotionen auch alle eher negativer Natur sein: Frust, Unsicherheit, Territoriales Absichern im Umkreis des Wohnortes etc. Unser Hund sieht also einen anderen Hund und sein Gehirn bewertet diesen Reiz erst einmal negativ. Und dies kann manchmal ganz schön schnell gehen.
Für freilebende Tiere kann es überlebenswichtig sein, schnell zu handeln und sich so einer Gefahr zu entziehen. Damit ein so schnelles Handeln gewährleistet werden kann, hat der Körper eine Abkürzung in unserem Gehirn gebaut. Auf dem langsamen Weg, trifft ein Reiz auf die Sinnesorgane des Hundes, wird von dort über den Thalamus weiter zur Großhirnrinde geleitet und unterläuft dort einer Analyse. Ergibt diese, dass es sich um einen bedrohlichen Reiz handelt, dann geht diese Info an die bereits erwähnte Amygdala. Der Hund bekommt Angst und reagiert entsprechend seiner Erfahrungen hin angemessen auf diesen Reiz, also mit Flucht oder Angriff. Nun haltet einen Moment inne, bevor ihr weiterlest und überlegt Euch einmal, wie lange dieser Weg wohl dauert. Was schätzt ihr?
Es geht hier um 24 Millisekunden!! Beim kurzen Weg wird der Reiz mit den Sinnesorganen wahrgenommen und über den Thalamus direkt an die Amygdala weitergeleitet. Dies dauert nur halb so lang, nämlich 12 Millisekunden. Diese Bewertung passiert absolut unbewusst! Der Hund hat noch keinerlei Einfluss darauf und somit auch auf seine Reaktionen!! Unser Hund kann gar nicht anders. Sein Gehirn hat ihm in diesem Moment die Info gegeben, dass dort eine Gefahr kommt. Diese Bewertung von Reizen hat natürlich ganz viel mit Erfahrungen zu tun und wenn unser Hund einmal eine sehr schlechte Erfahrung gemacht hat, ist es biologisch sinnvoll, dass er beim nächsten auftreten der gleichen Situation schnell reagieren kann um der Gefahr dieses Mal zu entgehen.
Ich schlage hier einmal eine Brücke zu meinem menschlichen Dasein. Ich habe Angst vor Spinnen. Als Kind haben wir in einem Haus gewohnt, wo es immer mal wieder die großen Kellerspinnen gab und ich hatte riesige Angst vor ihnen. Nur beim Schreiben dieser Zeilen stellen sich mir bereits die Armhaare hoch. Wenn ich nun aus dem Augenwinkel irgendwo am Boden oder an der Wand etwas huschen sehe, reagiere ich ganz bestimmt mit einem Satz zur Seite. Und dies geschieht mir so schnell und so unbewusst, dass ich gar keine Chance habe mich da zu bremsen. Peinlich, aber so ist es nun einmal. Hätte ich jetzt jemanden neben mir, der mich schubsen würde und mir sagen würde wie furchtbar ich bin, würde diese Situation mir ein richtig schlechtes Gefühl machen und ich hätte Sorgen, was die Person wohl als nächstes sagen wird, sollte mir das noch einmal passieren. Zusätzlich zu meiner Angst vor der Spinne, kommt dann also auch noch die soziale Bewertung meines Gegenübers und die Situation als Ganzes spitzt sich zu. Und ganz ähnlich geht es unseren Hunden! Nur mit dem Unterschied, dass ich ja eigentlich auch noch logisch weiß, dass die Spinnen in unseren Breitengraden mir eigentlich gar nicht so gefährlich werden können. Unsere Hunde haben nicht die Möglichkeit darüber so logisch nachzudenken!
Wenn wir nun jedes Mal sauer reagieren, wenn unser Hund sich falsch verhält bei Hundebegegnungen, wird auch die Situation für ihn immer schlimmer werden. Zusätzlich zu seiner negativen Emotion dem Artgenossen gegenüber, kommt nun auch noch das unvorhersehbare Verhalten seiner Bezugsperson dazu. Die Spirale dreht sich weiter und weiter nach unten.
Wie könnte man dann aber viel besser reagieren? Wir sollten alles an negativen Impulsen von uns unterdrücken! Keine körpersprachlichen Bedrängungen, keine Leinenrucks, kein harsches Ansprechen und definitiv niemals Gewalt, wie herunterdrücken oder schlagen!! Stattdessen suchen wir uns die Distanz heraus, auf die unser Hund noch nachdenken kann und bauen dort erwünschtes Verhalten auf. In meinem Beispiel also wäre das so: Ich begebe mich in einen Raum, wo ich in 10m Entfernung eine Spinne sitzen sehe, ich habe jemanden neben mir stehen, der mir sagt „Hey, alles gut! Es passiert doch gar nichts! Und wenn sie sich bewegen sollte, dann passe ich darauf auf, dass sie Dir nicht zu nahe kommt.“ Nach ein paar Einheiten kann ich mich vielleicht sogar schon ein bisschen entspannen und traue mich die Entfernung etwas zu reduzieren. Vielleicht erklärt mir dieser Jemand noch, was ich selber tun kann, um die Situation für mich zu verbessern. Und irgendwann traue ich mich an der Spinne vorbei zu gehen ohne in Panik zu geraten. Nun kommt es mir Gott sei Dank nicht oft vor, dass ich Spinnen begegne. Alleine der Gedanke, dass mir dies mehrfach am Tag passieren könnte, würde mich in ständiger Alarmbereitschaft zurück lassen und mich sicherlich früher oder später krank machen. Mein Leidensdruck wäre riesig. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber wenn ich mir manchmal überlege wie gewisse Probleme von unseren Hunden auf den Menschen übertragen aussehen würden, fällt es mir sehr leicht Geduld und Verständnis aufzubringen. Unsere kleinen Fell-Lebewesen sind ja auch keine Maschinen, sondern haben ihre ganz eigenen Emotionen Dingen gegenüber.
Vielen Dank für Dein Interesse an meinem Hundetraining. Ich werde mich so schnell wie möglich bei Dir melden.
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Better Together ist Eure Hundeschule auf Mallorca, die Euch dabei hilft, den Alltag mit Eurem Hund harmonisch zu meistern und hundegerechte Beschäftigung bietet.
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